Wenn es an diesem Wochenende in Brasilien bei der Fußballweltmeisterschaft um die ersten Plätze und den Weltmeistertitel geht, ist die WM für Griechenland schon einige Tage vorbei und die Mannschaft ist zurück im Land an der Ägäis. Beim Fußball hat es leider nicht geklappt, aber ein anderes Sommermärchen wird für die Griechen gerade wahr: Seit Monaten steht bereits fest, dass 2014 das beste Fremdenverkehrsjahr aller Zeiten für Griechenland wird.
Auf den griechischen Sonneninseln und in den beliebtesten Ferienregionen auf dem griechischen Festland von Chalkidiki im Norden bis zum Peloponnes im Süden waren bereits im Mai die meisten Unterkünfte ausgebucht. Nach dem im Jahre 2013 mit 17,9 Millionen Urlaubern schon ein Rekordergebnis erzielt wurde, erwartet der griechische Touristik-Verband für dieses Jahr insgesamt 19 Millionen ausländische Gäste, was einen erneuten Rekord bei den Urlauberzahlen darstellt.
Für Griechenland stellt das einen absoluten Glücksfall dar, mit dessen Ausmaß kaum jemand rechnen konnte. Als in den Krisenjahren 2008 bis 2010 die griechische Wirtschaft abstürzte und am Boden lag, blieben auch die in dieser Situation gerade dringend benötigten Feriengäste aus. Die Einnahmen aus dem Fremdenverkehr sanken in den Krisenjahren bis 2010 von 11,5 Milliarden auf 9,5 Milliarden Euro und gingen damit um fast ein Fünftel zurück – zu einer Zeit, als der Tourismus im relativ preisgünstigen Nachbarland Türkei wuchs.
2011 endete eine hoffnungsfrohe, aber leider kurze Phase der Erholung als soziale Unruhen im Land und Bilder von brennenden Barrikaden in Athen viele Touristen von einem Griechenland-Urlaub abhielten. Und das in einem Land, in dem je ein Fünftel der Arbeitsplätze und der gesamten Wirtschaftsleistung mehr oder weniger direkt vom Tourismus abhängen. Noch im Jahre 2012 lagen die Einnahmen aus dem Tourismus unter denen von 2008.
Tourismus hilft Land aus der Krise
Seither geht es allerdings mit zweistelligen Zuwachsraten steil aufwärts. Der Tourismus wird zur Konjunkturlokomotive und zieht das Land allmählich aus der Rezession, freute sich vor einiger Zeit Ministerpräsident Antonis Samaras, während in Griechenland Industrie, Gewerbe und Bausektor weiterhin nicht vom Fleck kommen. Seit 2008 wird in Griechenland erstmals wieder ein Wachstum des Bruttoinlandsproduktes in diesem Jahr erwartet, das mit prognostizierten 0,6 Prozent zwar noch bescheiden ausfällt, aber die Talsohle scheint damit dank des Tourismusbooms durchschritten zu sein.
In dieser Saison kann sich Griechenland über voraussichtliche Einnahmen von 13 Milliarden Euro aus dem Tourismus freuen, einschließlich indirekter Effekte wird der Beitrag zur Wirtschaftsleistung die 2013 erzielte Rekordmarke von 36 Milliarden Euro überschreiten – und zwar um geschätzte knapp zwei Milliarden Euro.
Einen großen Anteil am Urlaubsboom in Griechenland haben deutsche Urlauber. Die Zahlen, nach ca. 2,3 Millionen Urlaubsgästen aus Deutschland im Jahr 2013 werden in diesem Jahr 2,7 Millionen deutsche Reisende erwartet, belegen eindeutig, dass aus keinem anderen Land so viele Sonnenhungrige und kulturell Interessierte zum Urlaub nach Griechenland reisen kommen wie aus Deutschland. Reiseziele wie Kos oder Korfu verzeichnen beispielsweise beim Reiseveranstalter Tui ein Plus von mehr als 20 Prozent im Vergleich zum Vorjahr, während Griechenland als „Trendziel Nummer Eins“ in der aktuellen Reisesaison ein durchschnittliches Plus von 10 Prozent verzeichnen kann und bei Tui erstmalig die Marke von 400 000 Griechenland-Urlaubern überschritten wird. Auch beim Deutschen Reiseverband spricht man von zweistelligen Zuwachsraten bei den Buchungen und von einem grandiosem Comeback des beliebten Urlaubslandes.
Griechenland – seit Jahren beliebtes Urlaubsziel
Die Gründe für diesen Griechenland-Run sind nicht so einfach zu erklären. Zum einen liegt es wohl daran, dass Griechenland schon viele Jahre zu den beliebtesten Reisezielen für Urlauber aus der ganzen Welt zählt. Viele Reisende, die die Krisenjahre abgeschreckt haben, würden jetzt das Land gerne wieder besuchen – gerade unter den Deutschen gibt es viele Griechenlandliebhaber. Den Boom befördert haben sicher auch die seit 2009 zum Teil auch stark gesunkenen Reisepreise, sowie die Unruhen in der Türkei.
Ganz gleich woran es liegt, man kann den Griechen nur wünschen, dass es anhält und weiter aufwärts geht. Der Touristik-Verband in Griechenland geht jedenfalls in einer Prognose für das Jahr 2020 schon heute von einer Anzahl von 24 Millionen ausländischen Urlaubern aus.
Urlaub in Griechenland - Reiseboom hält unvermindert an,