Was haben die belgische Stadt Mons und das tschechische Pilsen gemeinsam? Zumindest eines – beide Städte sind 2015 Kulturhauptstädte Europas.
Heute, am 24. Januar 2015, beginnt das offizielle Jahr als Kulturhauptstadt Europas für Mons. Die Kleinstadt in Belgien liegt in der Wallonie ungefähr 60 Kilometer oder 40 Zugminuten südwestlich von Brüssel und hat rund 90.000 Einwohner. Mons ist die Hauptstadt der belgischen Provinz Hennegau, die vorrangige Sprache ist hier Französisch.
Der Ursprung der Stadt reicht weicht in die Geschichte zurück und geht auf den römischen Feldherrn Caesar zurück – dieser ließ hier ein Kastell im Krieg gegen die Gallier errichten. Heutige Besucher erleben eine typisch belgische Stadt, deren Bild vom Grand Place mit dem Rathaus geprägt wird. Der Marktplatz gehört zu den Attraktionen der Stadt mit seinem für Belgien bekannten ungeordneten Nebeneinander von barocken und spätgotischen Bauten. Zur Eröffnung des Kulturhauptstadtjahres wollen ihn 18.000 Menschen in ein Lichtermeer verwandeln.
Dabei war der Start ganz und gar nicht so wie es geplant war. Das offizielle Motto von Mons als Kulturhauptstadt 2015 lautet „Technologie und Kultur“. Zwischen beiden will die Stadt eine Brücke schlagen und dazu sollte das Kunstwerk „The Passenger“ von Arne Quinz beitragen. Es war eine filigrane Holzkonstruktion mit einer Länge von 85 Metern und einer Höhe von 16 Metern. Leider hatte sie dem Sturm am Heiligabend 2014 nicht standgehalten, war in sich zusammengestürzt und wurde inzwischen abgeräumt.
Vor allem Elio di Rupo ist es zu verdanken, dass Mons den Zuschlag als Kulturhauptstadt bekam. Er ist seit 2001 hier Bürgermeister und war bis 2014 Premierminister Belgiens. Er weiß womit die Stadt beeindrucken kann – es gibt zahlreiche Bauwerke und folkloristische Darstellungen, die es auf die Weltkulturerbeliste der UNESCO geschafft haben.
Eines davon ist der 87 Meter hohe Belfried. Er ist das identitätsstiftende Wahrzeichen der Stadt, sozusagen der „Leuchtturm“ von Mons. Er steht an der Stelle des ehemaligen Kastells von Caesar und wurde dort in den Jahren zwischen 1661 und 1672 erbaut. Der französische Schriftsteller Victor Hugo beschrieb 1837 den Belfried so: „Man stelle sich eine riesige Kaffeekanne vor, umgeben von vier kleineren Teekannen. Er wäre hässlich, wenn er nicht so groß wäre.“ Im Jahre 2000 wurde der Belfried mit 55 weiteren Belfrieden aus Belgien und Frankreich in das Weltkulturerbe aufgenommen.
In vergangenen Zeiten war die Gegend um Mons als Kohle-Revier bekannt – und das wohl zurecht, denn im 19. Jahrhundert wurde in der Umgebung der Stadt mehr Kohle gefördert als in Deutschland und Frankreich zusammen. Das führte zu einer weiteren Ansiedlung von Industrie – Tuchmacher und Spinnereien eröffneten, Zucker-, Seifen-, Tabak- und Spitzenfabriken kamen hinzu.
Das moderne Mons braucht sich mit den heute hier ansässigen Unternehmen allerdings auch nicht zu verstecken. Eines von zwei europäischen Datenzentren von Google befindet sich hier, ebenso eine Ansiedlung des Software-Herstellers Microsoft. Vor den Toren der Stadt befindet sich Shape – das militärische Hauptquartier der Nato, von dem aus Operationen der Allianz in aller Welt geleitet werden.
Um das Jahr als Kulturhauptstadt zu nutzen und die Stadt bekannter zu machen, sind rund 300 Veranstaltungen geplant. Der Höhepunkt soll dabei eine Vincent-van-Gogh-Ausstellung sein, da der Maler einige Monate in der Borinage, einem Gebiet vor den Toren von Mons, gelebt hat. Zu vielen Veranstaltungen wie Festivals, Chorkonzerten oder Popmusik erwartet die Stadt Gäste und Besucher aus ganz Europa.
Zusammen mit Mons wird Pilsen in Tschechien Kulturhauptstadt Europas. Auch hier ist viel im Verlauf des Jahres geplant – so stehen mehr als 600 Events, Konzerte, Festivals und Ausstellungen auf der Veranstaltungsliste. Auch hier lohnt ein Besuch im Nachbarland, denn es wird viel geboten: unterschiedlichste musikalischen Darbietungen, Barockwochen, Architektur, Theater und Zirkus, Kultur von Bedrich Smetana bis Adolf Loos. Gut lässt sich beispielsweise eine Städtereise nach Prag mit einem Abstecher nach Pilsen kombinieren, denn die Stadt ist nur ca. 100 Kilometer von der tschechischen Hauptstadt entfernt.
Dass sich jeweils zwei Städte diesen Titel teilen war noch nicht immer so. 1985 war es, als Athen als erste Kulturstadt Europas eine Kulturinitiative der Europäischen Union einleitete. Als Weimar im Jahr 1999 den „Job“ übernahm, erfolgte die Umbenennung in Kulturhauptstadt. Eine zweite Veränderung gab es 2004 – von da an wurde der Titel an mindestens zwei Städte vergeben. Außerdem ist es möglich, dass auch Nicht-Mitgliedsstaaten der EU Kulturhauptstädte stellen können.
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Bildquelle:
Jean-Pol GRANDMONT (Own work) via Wikimedia Commons
Städtereisen Mons in Belgien – europäische Kulturhauptstadt 2015,